Ein Tag in Santiago de Compostela - 29.6.2022

Erstmalig gibt es heute keine Kilometer- oder Schrittangabe. 

Nachdem ich von der Unterkunftsgeberin des Hospedaje Ramos gleich zwei Infos erhalten habe, ist der Tag bereits wieder ein kleines Bisschen verplant. 

Da sich das Hospedaje in einer engen Gasse befindet, kann hier kein Taxi zufahren. Zum Busbahnhof war es aber doch ein Stück und ich wollte morgen früh nicht mit dem Koffer durch die Stadt laufen. Daher war die Info Nr. 1, wo sich der Standplatz befand. Die Wegbeschreibung war sehr lieb gemeint, aber im Nachhinein stellte ich fest, dass ich die ›parada de taxis‹ auch einfacher finden konnte. In Sichtweite des Taxistandplatzes vergönnte ich mir Kaffee und ein frisches Croissant.

Nach dem gemütlichen Frühstück ein letztes Mal zum Supermarkt Froiz, der mich während des Caminos gut begleitet hat und ich immer kaufen konnte, was ich brauchte. Heute galt es, Mitbringsel für daheim zu besorgen: Estrella Galizia, ein wirkliches gutes Bier, das nach einer anstrengenden Etappe oft sehr erfrischend war.

Inklusive dem Einkauf von zwei Baguettes mit Serrano-Schinken (für heute Abend und die morgige Busfahrt) brachte ich die Schätze (Ansichtskarten, Marken, Erinnerungsarmband und nicht zuletzt ein Funktionstuch, das ich als Schal verwenden konnte - denn die Temperaturen waren wieder alles andere als sommerlich!) ins Zimmer. 

Dank der Information Nr. 2 wusste ich, dass bei der Pilgermesse in der Kathedrale, die um 12:00 Uhr stattfindet, die Botofumeiro (der Weihrauchkessel) geschwenkt werden würde. Rechtzeitige Anwesenheit, um einen Sitzplatz zu ergattern, war empfohlen und ich reihte mich in die Schlange der Besucher. Die Zeit vor der Messe nutzte ich für eine Besichtigung und in weiterer Folge für Menschenbeobachtung. Wirklich geschäftiges Treiben, das von Sicherheitskräften im Auge behalten wird. 

Ehe die Messe beginnt, versucht eine Ordensschwester, den Besuchern das Singen beizubringen (wie es den Anschein hat). Die Beteiligung ist mäßig, was aber auch daran liegen kann, dass nur wenige der Anwesenden spanisch sprechen. Mehrsprachig wird ermahnt, dass während der Messe das Fotografieren verboten ist.

Zu Beginn der Messe erfolgt die Begrüßung der Pilger, die in den letzten 24 Stunden angekommen sind - nach Startpunkt, Name des Weges und Nationalität des Pilgers. Wie erhebend ist der Moment, als es heißt: Porto - Camino Portugues da Costa - Austria ...

Auch heute zieht es mir beim Gedanken daran die Gänsehaut auf. Gefühlt bin ich bei den Worten um zehn Zentimeter gewachsen. Es macht stolz und glücklich!

Nach der Messe bin ich durch die Altstadt geschlendert, habe ankommende Pilger beobachtet und habe  Kaffee getrunken ehe es ans Kofferpacken für den nächsten Tag geht. 

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