Schon am Freitag waren die ersten auswärtigen Autorinnen angereist und Alena und ihre Mama. Wir sind ein wenig bei ekligem Nieselregen durch Emmerich gehuscht, vom Café über unsere "Prachtsteinstraße" zum Italiener, wo wir einen Tisch für 15 reserviert hatten. Jetzt endlich hatten wir Gelegenheit, Alena und ihre Mama Anja Baum kennen zu lernen. Selten, ganz selten habe ich einen Menschen getroffen, der so ungezwungen und positiv ist wie dieses Mädchen, das trotz ihres Schicksals ständig mit lachenden Augen voller Leben dabei ist. Jahrelang, und das in einem Alter, in dem die Weichen gestellt werden von Kindheit über Pubertät zum Erwachsenwerden. Die Zeit der ersten Partys, das Miteinander, Tuscheln und Kichern untereinander. Erste Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht. All dies ist an Alena vorbei gegangen. In dieser Zeit lag sie mehrfach operiert ohne Schädeldecke in Kliniken, im Koma, mit Lungenentzündung, mehr tot als lebendig. Laut ihren Ärzten war's das. Als sie endlich ihre Schädeldecke wieder implantiert bekam und aus dem Koma zurück war, stand sie wieder ganz am Anfang. Ohne Sprache, Bewegung, wie ein Baby. Trotzdem immer optimistisch und gut gelaunt. "Ich schaffe das", war ihre Intention. Sie hat sich mit Hilfe ihrer Familie jahrelang ins Leben zurück gekämpft, von Therapie zu Therapie. Jetzt ist sie zu einer bildschönen, jungen Frau geworden, die wieder laufen kann, reden und vor allem strahlen. Sicher gibt es noch etliche Baustellen, die rechte Seite ist noch ziemlich gelähmt, die Hand tot, aber sie ist sich sicher, mit einer Delphintherapie schafft sie auch das.
Das wünschen wir ihr von ganzem Herzen!
Und darum haben wir uns mit fünf Autorinnen des KARINA-Verlags, Wien, zusammen getan und mit anderen Künstlern diesen Abend gestaltet. Um zu helfen.
So haben es auch unsere zahlreichen Gäste gesehen, sind gekommen, haben gespendet, - Geld für Alena und Beifall für uns.
Da kann ich nur sagen: DANKE an alle Beteiligten!
Wir wurden nicht enttäuscht, die Stuhlreihen füllten sich, waren rasch besetzt. Die Gratis-Sektchen wurden abgeholt an der Bar, die Bodo Gerlach, der auch zum KARINA-Verlag gehört, bediente.
Reinhold Kohls begrüßte die Gäste und führte durch den Abend.
Detlef Kleber aus Bocholt und ein Partner filmten, Birgit Merfeld aus Kleve fotografierte (viele andere auch),
der Jugendchor von St.Georg Hüthum sorgte für Gänsehautfeeling, und
dann ging es los mit der ersten Lesung.
Reni Becker aus Emmerich, die die ganze Charity geleitet und organisiert hatte, las eine Geschichte, die im PAN spielte: Mord, Totschlag, Blut und zwei Emmericher Urgesteine mit Putzeimer und Lappen......
Dann war ich dran und las eine Sequenz aus meinem letzten Buch, das auch von einem niederrheinischen Urgestein handelt: "Voilà! El-fie et Scherie-hi". Zu meiner großen Freude ging das Publikum begeistert mit.
Schon in der angrenzenden Pause begutachteten die Gäste unsere Autorentische mit den Büchern. Und kauften. Verteilten Komplimente und Anerkennung für diese Veranstaltung.
Dann die nächste Lesung von Rosa Ananitschev aus Hemer: "In der sibirischen Kälte" - Erinnerungen an ihr Leben als Deutsche in Westsibirien. Und den langen Weg nach Deutschland mit der Familie in ein fremdes Land, das Heimat werden sollte.
Renate Zawrel, die Österreicherin, repräsentierte den KARINA-Verlag als enge Mitarbeiterin, Herausgeberin und Autorin von "Schattenglück". Ihr Roman über Gewalt in der Ehe berührte die Zuhörer zutiefst. Eine Frau sagte zu mir: "Ich hab Gänsehaut pur."
Zwischen den Lesungen spielte der großartige Klever Gitarrist Thomas Geisselbrecht passende Musik. Von Klassik bis zu spanischem Flamenco. Ganz, ganz fantastisch!
Bevor die letzten beiden Lesungen kamen, wurden Bücher von Mac - Gottfried Lambert aus Goch und der Kleverin Christiane Bienemann versteigert. Ebenso Werke von Birgit Merfeld und Helga Simons.
Der Jugendchor sang "Imagine" von John Lennon und wurde mit Katjes belohnt.
Inzwischen war auch unser Bürgermeister aufgetaucht. Er muste sich die Zeit aufteilen zwischen der Karnevalsveranstaltung oben im PAN und unserer Charity unten im PAN. Schön, dass er sich viel Zeit dafür genommen hat.
Die letzten beiden Lesungen begannen mit einem Märchen von Barbara Siwik, der ältesten Teilnehmerin, die mit ihrer Tochter aus Merseburg angereist war. So klein, so temperamentvoll ist sie auch. Sie las ihr Märchen vom "Minister für alles Mögliche" voller Ausdruck mit ihrem ganzen Körper. Alle Achtung!
Und last, not least, war meine El-fie noch einmal dran. Reni Zawrel (und ihre alten österreichischen Eltern) ist eine der glühendsten Verehrerinnen meiner Elfie-Geschichten. Sie wollte mit mir zusammen lesen. Sie Scherie-hi und den Zwischentext - ich die Elfie. Sie hatte sich für unsere Lesung die Geschichte: Fußballfreuden- Fußballleid ausgesucht, die im wirklichen Leben wahrscheinlich mit Mord oder wenigstens Totschlag geendet hätte.....
Inzwischen wurde im Hintergrund das Geld gezählt, die Blumensträuße schon mal in Reichweite geholt.
Im Vordergrund stellte sich Manuela Verhey auf. Ihr Bruder Matthias setzte sich ans Klavier. Und dann........ das "Hallelujah" nach Leonard Cohen. Oh Mann! Ich hatte Tränen in den Augen. Und ich war bestimmt nicht die Einzige......
Als Reinhold Kohls Alena den Blumenstrauß überreichte, Reni Zawrel ihr den Scheck mit der EINS und drei Nullen dahinter (nur von diesem Abend, insgesamt waren es rund zweitausend Euro), war es doch um ihre Fassung geschehen. Und um Mamas auch. Dass völlig Fremde sowas auf die Beine gestellt hatten, um Alena die Delphintherapie zu ermöglichen, das warf sie fast um.
Natürlich hatten wir vier Autorinnen auch einen tollen Blumenstrauß für unsere Reni Becker, die inzwischen fast auf dem Zahnfleisch ging (hoffentlich liest sie das nicht, sonst bin ich bald einen Kopf kleiner :-).
Ach, es war ein wunderbarer Abend, so viele haben dazu beigetragen, dass wir Alena ein Stückchen näher zu den Delphinen bringen können....
Herzlichen Dank an Christel Wismans für diesen umfassenden Bericht, der auch auf ihrer Website http://christelwismans1947.jimdo.com/aktuelles/ nachzulesen ist.